Biene 2008 - die Startseiten-Ooops...

Neugierig war ich natürlich auf die sogenannte "Shortlist" des BIENE-Award 2008. Jetzt im Jänner 2009, die Jury hatte etwas länger zu tagen, ist diese Liste von Nominierten für den Preis der BIENE fertig gestellt. Werfen wir also einen Blick auf die Beiträge, die für den heurigen Award nominiert wurden. Als Österreicher riskiere ich zuerst einen Blick auf die Startseiten der österreichischen Beiträge.

Nominiert wurden 4 Webseiten, die mit einer ".at"-Domain enden, ein guter Hinweis darauf, dass es wohl Webseiten aus Österreich sein werden. (Was bekanntlich weder einschließend noch ausschließend zwingend so ist.)

Ein Blick auf die Startseiten verrät bereits einiges über die Gedanken der Jury - oder auch nicht, er soll nur einige augenscheinliche Dinge aufzeigen, die hinsichtlich des BIENE Award ein paar Fragen aufwerfen:

1. Wiener Hauptbahnhof - im Web unter www.hauptbahnhof-wien.at. In Microschriftgröße erfahren wir hier, dass es die Möglichkeit gibt den Text zu vergrößern. Das ist etwa so, als würde man eine Suchmaschine verstecken. Dass der "Willkommen am zukünftigen Wiener Hauptbahnhof"-Text in Grau auf hellgrauem Hintergrund ist, ist zwar seltsam, aber wohl nicht schlimm, weil der Informationswert der Passage nicht brauschend ist. Dass aber neben dem Hauptbild in ebensogroßer "Minischrift" die Erklärungen zu den Stichworten "Architektur", "Umweltverträglichkeitsprüfungen" und "Projektinformation" nicht durch den Anwender gesteuert animiert werden (keine Chance den Text in der Zeit zu lesen), ist allerdings schlimm.

2. Die europäische Kulturhauptstadt 2009: Linz mit www.linz.at im Rennen. Nun, bei mir am Firefox führt der Link "Kontrast +" oben gleich auf eine leere, weiße Seite. Vielleicht hat man hier etwas verwechselt und gedacht, es wäre ein besonderer Service mit verringertem Kontrast - sozusagen weißer Text auf weißem Untergrund - zu schreiben. Aber sonst recht nett... den HTML-Validator besteht die Seite nicht ganz, aber das liegt an einem vergessenen ALT-Text in einem Bild - kann passieren. Die Artikel von der Startseite weg alle mit dem gleichen Wort "Details" zu verlinken (und nicht einmal die Überschriften zu verlinken, sondern nur "Details" bei jedem Artikel) ist dagegen keine gute Idee gewesen.

Korrektur: Das scheint einfach ein technischer Fehler gewesen zu sein: Bei einem neuerlichen Test auf der Seite kam eine kontrastreiche Version und keine leere, weiße Seite mehr.

3. Biogas Netzeinspeisung - www.biogas-netzeinspeisung.at, gemacht von der Wiener Agentur "Wienfluss" ist recht ordentlich gemacht worden.

4. Wiener Webflohmarkt - www.webflohmarkt.wien.at. Die Stadt Wien ist generell mit ihrem Internetauftritt in Sachen Barrierefreiheit nicht peinlich, man hat sich in vielen Bereichen angestrengt. Dass man im Webflohmarkt völlig sinnbefreit plötzlich - nur um eine bestimmte Schriftart bei den Buttons zu haben - wesentliche Inhalte des Systems wie etwa "Inserat aufgeben" als Grafik statt als Text ausgibt, ist nicht schön. Allerdings ist die Anmutung ohnehin falsch ausgelegt, denn der Klick auf die Grafik führt ohnehin nicht irgendwo hin. Sie ist funktionsfrei und stellt eine Überschrift dar.

5. Die Darmkrebs-Infoplattform wwww.darmkrebs.at. Nun, ein Farbleitsystem ist immer eine nette Sache, wenn man genau dabei auch immer aufpassen muß, damit man sich nicht darauf verlässt. Aber Farbleitsysteme in der Navigation bergen eine Falle: Es kann doch dabei wirklich vorkommen, dass man in weißer Schrift auf hellgelbem Untergrund schreibt. Konsequent durchgezogen ist das Konzept - die WAI-Forderung nach guten Kontrasten wurde rigoros in den Kübel geworfen. Dafür hat der BITV-Test 97,5 Punkte von 100 vergeben. Auch spannend.

Naja, demnächst mehr, denn auch ein Blick auf die Seiten nach der Startseite ist sicher noch lesens- und sehenswert.

EU-Parlament mit neuer Webseite

Die neue Webseite vom EU-Parlament ist online, und für das EU-Parlament könnte es ein Grund zur Freude sein, wenn da nicht... ja, wenn man da wenigstens einen kleinen Augenblick lang nachgedacht hätte.

Keine Spur von Barrierefrei und keine Spur von Qualität. So könnte man den Relaunch des EU-Parlaments im Internet zusammenfassen. Während auf die trivialst mögliche Art und Weise der verzweifelte Versuch unternhttp://www.blogger.com/img/gl.link.gifommen wurde, mit XHTML Transitional (was auch immer hier an Beweggründen eingeflossen sein mag) etwas zu erreichen, was den Validator lediglich zur Verzweiflung bringt (gut 50 Fehler in der Startseite der deutschen Version). Die EU umgeht mit dieser neuen Parlamentshomepage nicht nur die eigenen Richtlinien, man hat praktisch eigentlich gar nichts richtig gemacht und die Bevölkerung mit dem neuen Internetauftritt (Standards erfüllt auf dem Niveau einer mittelklassigen Agentur des Jahres 2002) konfrontiert, der keinerlei wichtigen Kriterien gerecht wird.

Während man das Layout in der klassischen alten Form "gebastelt" hat, andere Ausdrücke sind für diese Leistung wohl nicht zulässig, hat man es auch noch geschafft mit unnötigen, visuellen Effekten die Bedienung noch zusätzlich kompliziert zu machen. In den nächsten Tagen soll Zeit gefunden werden, um die Sache genauer zu analysieren. Nach einigen ersten Blicken in einige Unterseiten bleibt von der Webseite des EU-Parlament zu sagen: Durchgefallen in praktisch allen Kategorien.

ORF Länderseiten - Relaunch mit vielen Barrieren

Die Seiten des ORF (www.orf.at) wurden einem Relaunch unterzogen, zumindest trifft dies auf die Länderseiten des ORF, die jeweils mit dem Bundesland als Third-Level-Domain erreichbar sind zu. Diese Seiten (steiermark.orf.at, salzburg.orf.at, wien.orf.at...) wurden einem Relaunch unterzogen. Leider wurde nicht sehr viel Wert darauf gelegt die Seiten barrierefrei zu machen - im Gegenteil: Der ORF hat es offenbar nachhaltig verhindert.

Dabei wurde sogar das, was man von "nicht barrierefreien aber wohlwollenden Seiten" kennt, übergangen. Bilder, die keine Bilder sondern nur graphischer Text sind wurden (wahrscheinlich um XHMTL 1.0 Transitional zu erfüllen, was auch fast gelungen ist) mit einem ALT-Attribut belegt, allerdings war der Inhalt leer. Was aber müsste der ORF tun, um eine barrierefreie Seite für die Länder zu haben? Er müsste sich beispielsweise an modernen Standards orientieren und vom Tabellen-Layout abschied nehmen. Das spartansiche Design der Landesseiten lädt eigentlich ja auch dazu ein, trotzdem hat man - wohlgemerkt am 8. Juli 2005 wurde neu gestartet - Design- und Technik aus dem Jahre Schnee eingesetzt.

Was sind konkret die Fehler?

• Layout wurde mit Tabellen gelöst statt mit CSS
• Es wurden Bilder eingesetzt, wo Markup (Text) auch genügt hätte
• Bilder, die nur Text "darstellen" wurden mit leeren ALT-Attributen versehen (!!!Man hat also gewußt, dass das ALT-Attribut sein muß und hat es offenbar mutwillig nicht barrierefrei gemacht!!!) Dies betrifft die gesamte seitliche Navigation ("Audio & Video", "Events", "Kontakt", "Ganz Österreich"...)
• Schriftgrößen sind unnötigerweise in absoluten Werten angegeben.

Vieles wäre mit diesen Vorgaben eigentlich schon erreicht und dabei handelt es sich nicht um Barrierefreiheit sondern eher um guten HTML-Stil.

Alleine damit hätte der ORF schon viel für die Barrierefreiheit seiner Landesausgaben getan, aber auch das wurde unterlassen. So gibt der Relaunch der Seiten aus Sicht der Barrierefreiheit und der Rücksichtnahme auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen ein eher trauriges Bild ab...