Barrierefreie Internetseiten | WAI

Blog über barrierefreie Internetseiten, WAI-Kriterien, blindengerechte Webseiten, mobile Anwendungen und Google-Freundlichkeit... ein Blog rund um WAI und barrierefreie Internetseiten aus Wien / Österreich.

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Standort: Vienna, Vienna, Austria

Mittwoch, Mai 19, 2004

Barrierefreie Formulare mit Pflichtfeldern

Wer logisch überlegt, kommt schnell drauf, wie ein Formular barrierefrei zu machen ist. Abgesehen von den Regeln, die man rund um das Thema Formulare insgesamt einhalten sollte und die Attribute und HTML-Möglichkeiten, die man beim Erstellen von barrierefreien Internetseiten auch bei HTML-Formularen anzuwenden hat gibt es noch einige wichtige Dinge, die dem Grundprinzip der Usability entsprechen sollten:

Newsletterformular der Tageszeitung Die Presse, Bedenklich in Hinsicht auf Datenschutz, schlecht bedienbar fuer blinde MenschenOftmals werden in Formulare auf Seiten Pflichtfelder eingebaut und nicht selten sind diese mit einem Stern gekennzeichnet oder einem anderen Symbol gekennzeichnet. An und für sich ist das natürlich wesentlich netter, als bei jedem einzelnen Formularfeld dazuzuschreiben, dass es sich hier um ein Pflichtfeld handelt.

Der Programmierer einer barrierefreien Internetseite muß aber an dieser Stelle einfach beginnen sequentiell zu denken. Dies bedeutet, dass er den linearen Ablauf der Auslesung einer Seite für blinde Internetanwender (unabhängig ob mit Braille-Zeile oder mit Audio-System) verstehen muß. Die meisten Seiten im Internet, die solche Pflichtfelder in den Formularen haben, machen dabei aber einen wesentlichen Fehler...

Hinweistext für Pflichtfelder

Setzen Sie niemals den Hinweistext für Pflichtfelder auf einer barrierefreien Seite nach dem Formular ein, denn oftmals wird genau dieser Hinweistext unterhalb des "Absenden"-Knopfes implementiert. Wer logisch mitdenkt erkennt das Problem jetzt: Der blinde Internetanwender, der das Formular ausfüllt und durch Anwählen des Absenden-Knopfe die Übertragung auslöst, erfährt nie, dass er die Pflichtfelder vielleicht nicht beachtet hat und wird mit einer Fehlermeldung enttäuscht, die womöglich nicht einmal ausführlich ist und ihm nicht sofort die Gelegenheit zur Korrektur bietet.

Montag, Mai 17, 2004

Reihenfolge beim Auslesen mit Braille-Zeile

Wichtig für benutzerfreundliches barrierefreies Internet ist nicht nur die Tatsache, dass eine Seite mit Hilfe einer Braille-Zeile oder mit einem anderen - auf Text und Sprache angewiesenem System (zB Audiobrowser) - ausgelesen werden kann, sondern auch, dass die Reihenfolge in der die Braille-Zeile den Text einer Internetseite erfasst, korrekt ist.

Die Braille-Zeile, also jenes Gerät, das dem blinden Internetanwender die Möglichkeit gibt über die Schrift, die er kennt, den Text auszulesen ist lediglich ein lineares Instrument. Daher ist es wichtig sich bereits in der Programmierung diese Reihenfolge auch gut zu überlegen.

Wer barrierefreie Internetseiten macht muß daher auch aus Sicht eines Blinden verstehen, was für diese benutzerfreundlich ist. Usability für Braille-Benutzer ist ein schwieriges Thema, weil man als Macher einer Internetseite, obwohl das WWW-Consoritum schon längst entsprechende Vorgaben für Style-Sheets für Braille hätte, kaum Einfluss auf die tatsächliche Technik hat, die Screenreader-Programme, also jene Programme, die mit der Braille-Zeile arbeiten und über eine Schnittstelle dieser Zeile (oder auch einem Audio-Browser-System) den Inhalt liefern, eine Seite auslesen.

Braille Zeile Nahaufnahme mit den sichtbaren Noppen für die BlindenschriftAm ehesten funktioniert dies noch linear, also wird anhand des HTML-Codes die gesamte Seite linear durchgecheckt. Hier macht es sich natürlich nicht besonders gut, wenn Content und Navigation sich in der Seite immer wieder abwechseln, weil der Leser einer solchen Seite sich dann nicht entscheiden kann. Platzieren Sie also immer die Navigation in einem Teil und den Inhalt im anderen Teil der Seite. Um für einen blinden Internetanwender die Usability, also die Benutzerfreundlichkeit noch zu steigern, sollten Sie auf jeden Fall auch eine "Intranavigation" im System anbieten. Diese erlaubt das Springen zu einzelnen Unterbereichen auf jeder einzelnen Seite und kann das mühsame, erneute Auslesen einer ganzen Navigation (wenn der Benutzer sich beispielsweise schon für einen bestimmten Artikel oder eine bestimmte Information entschieden hat) ersparen.

Die Intranavigation sollte daher standardisiert sein und sollte auf jeder Unterseite eines Systemes gleich funktionieren. Wie das geht, darüber gibt es in einem anderen Blog schon Informationen: Intranavigation für Braille-Zeilen-Benutzer. Schauen Sie mal rein...

Accessibility und Usability im Netz... und die ältesten Gesetze.

Der Streit geht erwartungsgemäß in die nächste Runde. In einem Weblog von Design by Fire wird bereits das nächste Alertbox-Posting von Dr. Jakob Nielsen zerlegt, und weiter streiten sich die Designer mit den Konzeptern über die Gewichtung im Internet.

Accessibility und Usability sollten im Netz eine Grundvoraussetzung sein und somit eines der ältesten Gesetze überhaupt darstellen. Bevor man etwas schmücken darf, muss überhaupt klar sein, dass alle hinkönnen. Wenn man dem Design die Barrierefreiheit opfert hat man einen schweren Fehler gemacht, denn das Internet ist genau jenes Medium das ein wesentliches Kriterium für die Interaktion nicht hat:

Man kann niemanden beobachten und notfalls einfach helfen. Wer in einem Geschäft aufgrund einer Vorgabe durch den Dekorateur halt enge Gänge hat kann einem Rollstuhlfahrer zu Hilfe kommen. Hier kann sich der Designer ausleben und der Rollstuhlfahrer wird im Geschäft trotzdem seine Produkte haben. Im Web wissen wir nicht, wer gekommen ist und warum er im Geschäft nichts kauft. Ist er nicht interessiert? Kennt er sich nicht aus? War alles zu verwirrend? Haben wir ihn etwa zur Konkurrenz verjagt?

Bevor Sie Ihr Geschäft dekorieren sollten Sie zumindest dafür sorgen, dass man es betreten kann und sich umsehen kann, ohne der völligen Verwirrung zu erliegen. Dann dekorieren Sie es bitte und machen es schön... Dr. Nielsen kann das übrigens nicht. Er ist Mathematikprofessor. Was erwarten die User von einem Mathematikprofessor in Sachen Design?

Aber seine Seite ist auch zugänglich...

Freitag, Mai 14, 2004

Offener Brief an Jakob Nielsen von Designern?

Viel diskutiert wird im Web derzeit auf verschiedenen Weblogs bekannterer und auch weniger bekannter Blogger über einen offenen Brief, den ein Blogger verfasst hat. Anlass dafür war eine Kolumne in der Alertbox von Jakob Nielsen auf seiner Website useit.com.

Der offene Brief an Jakob Nielsen zitiert auszugsweise aus dieser Alertbox-Kolumne von Nielsen und wirft Nielsen unter anderem vor seine eigene Website endlich neu zu designen.

Nielsen dagegen sieht das ganze Problem nicht so drastisch und nimmt, ohne auf den Blogger "Design by Fire" näher einzugehen trotzdem schon früher Stellung auf seiner Webseite zu diesem Thema "Design" und hier ist folgendes zu lesen - auf die Frage "Warum sind auf dieser Seite keine Bilder und Grafiken eingesetzt?" bzw. "Warum ist Ihre Seite so spartanisch?":

I am not a visual designer, so my graphics would look crummy anyway. Since this website is created by myself (and not by a multidisciplinary team as I always recommend for large sites) I didn't want to spend money to hire an artist.

Übersetzt für jene, die nicht englisch sprechen:

Ich bin kein Grafiker, also würden meine Grafiken ohnehin unprofessionell und unschön aussehen. Weil ich diese Internetseite aber selbst gestaltet (und nicht bei einem vielseitigen Team in Auftrag gegeben habe, was ich für jede grössere Internetseite aber dringend empfehle) habe, wollte ich kein Geld für die Gestaltung einer Seite durch einen Grafiker ausgeben.

Jakob Nielsen und Hoa Loranger bei der Usability Week 2004 in KopenhagenWas kann man nun dazu sagen: Einerseits einmal macht Nielsen nicht das, was viele andere Designer machen. Ein Poster in der Diskussion im Rahmen des offnenen Briefes an Jakob Nielsen zeigte unter anderem folgende Seite: Vorschläge für ein Redesign für die Internetseite von Jakob Nielsen. Aber genau dort liegt das Problem, denn die Seite von Nielsen ist einigermassen accessible. Was die Studenten bei diesem Workshop an Redesignvorschlägen erarbeitet haben, funktioniert über Farbleitsysteme (WAI Single-A) und über Framesets, die ebenfalls nicht nötig wären.

Zweifellos sind die Ideen, die dort gepostet wurden, nicht schlecht, aber was von "Design by Fire" in seinem Weblog gemacht wird, ist auch nicht anders, als das, was man Jakob Nielsen dort vorwirft. Mit Intoleranz gegen Menschen vorgehen, die nicht die gleichen Wertvorstellungen haben, und so kann die Diskussion nicht gut funktionieren.

Donnerstag, Mai 13, 2004

Time is right for sites to build in accessiblity!

Prinzipiell: Ja, recht hat Michael Nuteley, wenn er im Magazin "New Media Age" sagt, dass es Zeit wird Seiten für Accessibility, also nach den Kriterien des WAI, zu bauen. Die WAI-Kriterien werden weitestgehend nicht eingehalten, die meisten Betreiber von Seiten legen auch sehr viel Wert darauf das nicht zu tun und sich nicht an die Regeln zu halten.

Mit Tricks und Tasks werden die Anwender im Tun behindert und man versucht sie auf einer Webseite möglichst dorthinzuleiten, wo der Anwender nicht hin möchte, man legt ihnen Steine in den Weg und - wenn ich an dieser Stelle Dr. Jakob Nielsen zitieren darf - "The bigger the company, the worse the website." Womit Dr. Jakob Nielsen nur wieder einmal einfach Recht hat.

Wie Michael Nutley in seinem Editorial unter dem Titel "Time is right for sites to build in accessibility" im "New Media Age"-Magazin analysiert, kam bei einer Studie unter 1.000 britischen Internetseiten heraus, dass nur 19 % davon gerade einmal die WAI-Kriterien der Priorität 1 (Single-A) erfüllen. Eigentlich ein katastrophaler Wert, denn besonders Menschen mit Behinderungen sind auf die zeit- und ortsunabhängigkeit des Internet noch mehr angewiesen als andere. Das Internet ist mehr oder minder nicht für sie geschaffen, aber trotzdem wie für sie geschaffen worden.

Es ermöglicht das Einkaufen mit dem Rollstuhl, ohne dass der Supermarkt eine Rampe gebaut hätte, es ermöglicht die Teilnahme an einem Gespräch im 3. Stock eines Gebäudes, ohne dass ein Lift eingebaut werden mußte, es ermöglicht den Shopping-Vorgang in einer hektischen Einkaufsstraße, ohne dass ein Mensch mit einem Krückstock von den anderen ungeduldigen Passanten dabei regelmässig gerammt wird. Der Mensch steht im Mittelpunkt des Mediums, das Internet bietet die Möglichkeit für ihn angepasst an sein Tempo, seine eigene gewählte Vorgehensweise und an seine aktuelle Örtlichkeit, die Dinge zu tun, die er tun möchte.

Sollte es eigentlich... tut es nur leider nicht. Vielen Dank an Michael Nutley vom Magazin "New Media Age" für diesen Beitrag in der Ausgabe vom 6. Mai 2004.

Möglicher Lösungsansatz für das Screenreader-Problem von IBM?

Nicht etwa der Screenreader von IBM ist das Problem, aber es gibt inzwischen moderne Screenreader und die stellen sehr wohl ein Problem für den Programmierer einer barrierefreien Internetseite dar. Denn die Screenreader sind, wie gestern schon in einem Weblog erklärt wurde, in der Lage sichtbaren Text von unsichtbarem Text zu trennen.

Wahrscheinlich entstand diese Programmierung mit dem Anspruch einerseits eine barrierefreie Internetseite so darzustellen, wie sie auch der sehende erhält und andererseits kann auch vermutet werden, dass das Spamming von Suchmaschinen mit "unsichtbarem Text" den blinden Internetanwendern schon ziemlich auf die Nerven gegangen ist, weil sie im Text-Browser-Verfahren der alten Screenreader immer diese Werbetexte mit beliebigen Wiederholungen von Schlagwörtern erhielten.

Jetzt ist es aber so, dass die oftmals auf barrierefreien Seiten - auch auf weltweit verbreiteten Seiten - implantierten Hilfstexte und Sprungmarken zu Unterbereichen der Seite, die für einen blinden Internetanwender durchaus wichtig und sinnvoll wären, oftmals auf "unsichtbar" gestellt wurden, weil sie für einen sehenden Anwender im Internet keine sinnhafte Lösung ergeben. IBM hat dieses Problem mit dem Screenreader anders gelöst - das könnte eine Lösungsform sein, die sich bis zu einem gewissen Grad durchsetzt.

Mittwoch, Mai 12, 2004

Probleme mit dem Screenreader?

In einem Weblog macht jemand darauf aufmerksam, dass es mit Screenreadern für blinde Internetanwender Probleme bei den herkömmlichen Anwendern geben kann, denn die Screenreader tun Dinge, die der normale Programmierer nicht von ihnen erwarten würde.

Screenreader arbeiten nicht mehr wie ein Textbrowser, sie blenden Texte, die für einen "Layout"-Browser ausgeblendet werden, ebefalls aus, wenn dies per CSS geschieht. Man darf also gespannt sein, wie eine Lösung für dieses Problem aussieht, aber lesen Sie selbst über die Probleme von Webseiten, die barrierefrei sind und trotzdem am Screenreader nicht funktioneren.