Barrierefreie Internetseiten | WAI

Blog über barrierefreie Internetseiten, WAI-Kriterien, blindengerechte Webseiten, mobile Anwendungen und Google-Freundlichkeit... ein Blog rund um WAI und barrierefreie Internetseiten aus Wien / Österreich.

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Standort: Vienna, Vienna, Austria

Dienstag, Juni 29, 2004

Der Durchblick, ÖBSV...

Vom Österreichischen Blinden- und Sehbehindertenverband (ÖBSV) gibt es wieder ein neues barrierefreies Projekt im Internet. Es ist unter www.derdurchblick.at zu finden. In den Medien wurde zwar verlautbart, dass die Seite von der Telekom Austria programmiert worden sei, der Blick auf die Seite und in den Source-Code erweckt jedoch den Eindruck, dass die Internet-Agentur echonet communication in Wien hinter dieser barrierefreien Seite steht.

Vorallem hat man diesen Eindruck deshalb, weil das von der Wiener Landesorganisation des ÖBSV entwickelte "Barrierefreie Gütesiegel namens easy2see" eingesetzt wurde, was ja nicht zwingend für barrierefreie Seiten vorgeschrieben ist und nur eine von mehreren Methoden der Optimierung für sehbehinderte Anwender darstellt.

Wie auch immer... jedenfalls ist das Projekt online und es handelt sich um eine Service-Plattform für Mitglieder des Blindenverbandes. Die Telekom Austria ist inzwischen der Hauptsponsor der Selbsthilfeorganisation und hat - lt. Pressemeldungen (derstandard.at) - auch eine namhafte Summe aufgewendet und dem ÖBSV eine 0800er-Hotline zur Verfügung gestellt. Die Seite selbst funktioniert relativ gut, braucht nur in vielen Browsern etwas lange zum Rendern. Die Vergrößerung der Inhalte ist über das easy2see-Modul von echonet möglich, aber auch über die Browser-Funktionen. Dann allerdings kann es zu einer Überlappung kommen, weil kein richtiger "Bruch" zwischen den Konfigurationsfeldern für die barrierefreie Adaption mit easy2see und dem Content-Bereich besteht.

Freitag, Juni 18, 2004

Europäischer Sozialfonds / ESF.at

Barrierefrei und barrierefrei ist doch zweierlei. Spätestens, wenn man auf der Seite des Europäischen Sozialfonds unter www.esf.at zu lesen bekommt, dass die Seite barrierefrei ist und von Bobby ein "Tripple A" bekommen hat. Wer sich die Seite ansieht und gleich zum Beginn eine Flash-Animation als Intro erhält, muß sich darüber wundern.

Die Seite selbst wird zwar mit einigen Bemühungen relativ barrierefrei gemacht, aber das "Tripple A" von Bobby ist das Ergebnis eines kleinen Schwindels, den man dort angestellt hat. Bobby ist nicht in der Lage "Autoweiterleitungen", die per JavaScript ausgelöst werden, zu verfolgen. Die Indexseite des ESF.at enthält nur eine Zeile Text mit einem entsprechenden Link. Diese Seite ist W3C-Konform gemacht (HTML 4.01 Transitional) und wurde dadurch natürlich von Bobby ausgezeichnet.

Wer allerdings eine Unterseite von ESF.at (Europäischer Sozialfonds) durch Bobby einmal überprüfen läßt, dem wird schnell klar, dass keinesfalls die Auszeichnung "Tripple A" für die Seite gültig ist. Die Seite ist nur sehr begrenzt barrierefrei gemacht und erreicht nicht einmal den Status "Single A". Fest steht: Die Behauptung auf der ESF-Seite und der Artikel, aus dem ich hier kurz vom Europäischen Sozialfonds (ESF) zitiren möchte, selbst ist nicht barrierefrei. Zumindest nicht nach Ansicht von Bobby.

[...] Darum war es wichtig, die Website des E S F für jedermann zugänglich zu machen. Der neue Internetauftritt berücksichtigt die "Zugänglichkeitsrichtlinien für Web-Inhalte" des W3C (Seite öffnet in neuem Fenster) und entspricht der Konformitäts-Stufe "AAA"; (Seite öffnet in neuem Fenster). (Links habe ich entfernt.)

Der Hinweis, den Bobby über diese Seite gibt, auf der diese Aussage getätigt wird, ist einfach: "Repair needed!" Also, wir wissen zumindest jetzt, wie man Bobby ein wenig "anschwindeln" kann, ohne hier eine besonders böse Absicht zu unterstellen. Man gibt eine Seite ein, die ohnehin per JavaScript übersprungen wird (Die Startseite bekommen Sie zu sehen, wenn Sie JavaScript im Browser ausschalten und auf www.esf.at gehen.) und diese besteht aus einer Zeile Text, keiner Grafik, keinen Farben und nur einem Link.

Einfache Definition.

Barrierefreie Internetseiten sind gar nicht so komplex, wie das Thema sich vielleicht anhört. Zumindest einen Versuch ist es mir Wert einmal eine Grundvoraussetzung für barrierefreie Internetseiten zu erklären. Diese einfache Definition über barrierefreie Internetseiten umfasst zwar bei weitem nicht alles, was das Thema wirklich beinhält, ist aber ein guter Anfang.

Barrierefreie Internetseiten, sind Internetseiten die sich keinesfalls selbstständig machen. Änderungen und Aktionen auf der Seite geschehen ausschließlich dann, wenn der Anwender eine entsprechende Aktion setzt. Das bedeutet, die Seite bestimmt nicht über den Ablauf der Anwender-Sitzung, sondern NUR der Anwender selbst.

Was ist damit eigentlich eingeschlossen? Vorallem sollten Seiten keine neuen Fenster ohne Zutun des Anwenders öffnen. Außerdem sollte Inhalt auf den Seiten sich ohne Aktivität der Anwender nicht ändern und das bedeutet auch, dass man auf Animationen, die selbststartend sind, weitgehend verzichten sollte, Texte sollten sich nicht bewegen und auch Werbeflächen sollten nicht animiert sein. Dagegen kann eine durch den Anwender gestartete Animation (Video) durchaus Bestandteil einer trotzdem barrierefreien Internetseite sein. Ich weiß, es ist ein zu einfacher Versuch das Thema barrierefreie Internetseiten mit einer Definition zu versehen. Wer aber darauf achtet, ist schon ein gutes Stück weiter in Richtung "Barrierefreie Internetseite" als viele andere Internetprojekte.

Montag, Juni 14, 2004

Behinderung durch Braille-Software...

Auch das ist möglich: Die aktuellen Versionen der Software zur Unterstützung von blinden Internetanwendern kann auch einen Website-Betreiber fast daran hindern eine barrierefreie Internetseite zu machen. Nicht nur, dass die Seite selbst zahlreiche Unterstützungen für blinde Internetanwender, wie etwa eine dokumentinterne Navigation nicht mehr in der ursprünglichen Version bieten kann, auch das Verwenden von HTML-Attributen, die für blinde Internetanwender wichtig sind, ist dadurch nicht mehr immer möglich. Ein Umdenken muß stattfinden.

Hinweis: "Bitte benutzen Sie die Lang-Text-Version Ihrer Software".

Um eine barrierefreie Seite zu machen gehört etwa dazu, dass Links nicht gleichlautend sein dürfen, weil der Anwender sich dann nicht mehr orientieren kann und nicht mehr weiß, welcher Link zu welchem Bereich führt. Setzt man Links wie "Mehr..." (klassisch bei Artikeln, die mit Headline und Vorspann angesehen werden können) mit einem Title-Attribut fest, sollte das eigentlich nach den Richtlinien genügen.

Problem ist nur: Die Braille-Software in aktuellen Versionen, wie etwa das weit verbreitete Programm "JAWS" für Windows unterstützt diese Titel nicht mehr standardmässig. Man muß den User also extra darauf hinweisen, dass er seine Software so einstellen soll, damit dieser auch die Titel und Attribute verwenden kann.

Braille-Software gegen Google-Spammer?

Warum die Tendenz der Braille-Software immer mehr in die Richtung geht standardmässig nur den Text anzuzeigen, der auch auf dem Bildschirm eines normalen Internetsurfers sichtbar sind, ist schwer zu erklären. Es werden leider kaum mehr standardmässig die Texte ausgegeben, die man extra für blinde Anwender zur Hilfestellung und zur leichteren Orientierung eingebaut hat.

Ein möglicher Grund sind die "brailleähnlichen" Internetanwender: Spider, Agents und Bots. Immer mehr Betreiber von Internetseiten versuchen durch blind gestellte Texte diese Robots, vor allem Google, zu spammen und sich so in den Ergebnislisten hochzukämpfen. Dieser Trend hat vielleicht dazu geführt, dass die Entwickler für Braille-Software in die Enge getrieben wurden und die Programme für die Braille-Zeile so optimiert haben, dass derlei "Spamtexte" nicht mehr ausgelesen werden und den Lesefluss nicht mehr stören.